Jetzt geht’s langsam richtig los …

by redhairedprince

… wo war ich stehengeblieben ? Himmel schon so viel Zeit vergangen.

Also, zu guter letzt waren die Konzerte in Hannover ein grosser Erfolg gewesen, denn das Publikum freut sich sehr auf die kommende Saison. Auch das Auswendigsingen frisch erlernter Zeilen hat nicht den befürchteten Unsicherheitszitterer mit sich gebracht.

Wieder heil zurück in München, begann eine Zeit gewisser Ruhe, angefüllt von fleissigem Tristanstudium, aber auch von gewisser meditativer Entspannung, denn mir war aufgefallen, dass ich nach dem Urlaub zwar körperlich fabelhaft erholt war, mir aber im Kopf noch die letzte Spielzeit und ihre Rollen durch den Kopf geisterten. Eine schöne Bergtour, oder zwei aber auch – klar, ein paar ordentliche Wies’nbesuche durften in den letzten zwei Wochen auch nicht fehlen, unter anderem hat der frühe Vogel am ersten Tag den Wurm in Form eines Traumtisches im Biergarten der Fischervroni gefangen.

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Je näher der ordentliche Beginn meiner neuen Spielzeit rückte – nämlich Wiederaufnahmeproben und die erste Vorstellung des fliegenden Holländers in Schwerin – umso mehr stellte ich fest, dass ich mich wieder erheblich besser konzentrieren – und meine Gedanken wieder ausschliesslich auf die zukünftigen Aufgaben richten konnte. Auf ging’s in den Nordosten !

Der fliegende Holländer von Richard Wagner geht so: Ein Geist, in Form eines Schiffes und seiner Besatzung darf nur alles sieben Jahre an Land gelangen. Während dieses Landgangs kann der Kapitän um Erlösung von der Geisterei zu erlangen versuchen, eine Frau zu finden, die ihm bis in den Tod treu ist. Bisher war der aber komplett erfolglos geblieben. Das Schiff des Kapitäns Dahland landet ausgerechnet da an, wo kurz nachher der Holländer diesmal Anker wirft. Dahland trifft auf den Kapitän des Holländers, und – nachdem er verstanden hat, dass der Geisterkapitän unglaublich reich ist – verschachtert kurz entschlossen seine Tochter an den. Sie fahren gemeinsam in den Heimathafen von Dahland. Dort wartet schon das hübsche Töchterchen. Die liebt aber den Holländer tatsächlich schon seit jeher, verzaubert von seiner Legende und seinem Bild, das aus irgendeinem seltsamen Grund bei Dahlands zuhause an der Wand hängt. Ihr Problem ist, dass sie vom rührend um sie besorgten Jäger (kein Seemann !) Erik (Tenor … ich) glühend begehrt und umworben wird, der der ganzen Geisterstory nix abgewinnen kann. Er macht ihr deswegen auch ständig Vorwürfe und zeigt, dass er keine Ahnung von Frauen hat. Er ist sogar doof genug, der Senta zu erzählen, dass er geträumt hat, dass sie mit dem Holländer abhauhen wird, was den genau gegenteiligen Effekt hat, den er beabsichtigt … sie freut sich auf’s Abhauhen schon tierisch. Als der Vater und der Holländer dann ankommen, ist die Sache so gut wie geritzt, nur noch mit der kleinen Komplikation zum Schluss, dass Erik behauptet, Senta habe ihm durch schlüssiges Verhalten ewige Treue versprochen, was der Holländer schon für bare Münze nimmt und enttäuscht von dannen ziehen will. Senta ist aber anderer Meinung und wirft sich zum Beweis von der Klippe – Treue bis in den Tod … das Stück endet mit einem Erlösungsmotiv, also kann man von einer glücklichen – wenn auch unchristlichen – Vereinigung im Jenseits ausgehen.

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Ich singe gerne in Ostdeutschland. An den Theatern scheint einfach das Quäntchen mehr Disziplin zu herrschen, das den Job zum Spass macht. Diese Produktion ist eine Wiederaufnahme, die ich schon zweimal als Einspringer gesungen habe. Wieder waren die Proben von Anfang bis Ende gut durchorganisiert, von angenehmer Stimmung, effizient und auf Problemlösungen ausgerichtet. So passt’s und so war’s dann auch eine schöne, wenn auch anstrengende Vorstellung, leider mal wieder vor viel zu kleinem Publikum. Warum die Schweriner die Opernperle, die da in ihrer Stadt liegt so wenig schätzen ist mir ein Rätsel.

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Dann hatte ich mir noch eine kleine Höllentour überlegt – bin nämlich am Sonntag noch mit dem Auto zurück nach München gefahren – habe umgepackt, am Montag auf’d Wies’n gegeangen und am Dienstag wieder mit dem Auto zurück nach Schwerin gefahren. Denn hier wird am Freitag eine konzertante Wagnergala aufgeführt, in der ich den 1. Akt der Walküre singen werde. Dann am nächsten Morgen in aller Früh nach Berlin – Flug nach Dublin in Irland – Yay ! Eine Woche lang werde ich auf dem Ulster Bank Theater Festival die angelsächsische und Irische Schauspielkunst bewundern – alles Teil meines wachsenden Interesses in die Schauspielerei. Dann am Donnerstag zurück nach Berlin, am Freitag nach Schwerin, zweite Vorstellung Holländer, am nächsten Morgen in aller Früh nach Nürnberg und die Meistersingerpremiere meines zukünftigen Festhauses anschaun … und dann zurück nach München. Aber das wird Spass und der Bericht darüber der nächste Blogeintrag ….