Vincent Wolfsteiner

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VORSTELLUNGSTERMINE 2015/16

September 2015:

16.09.2015 Gustav Mahler: Das Lied von der Erde
Enescu Festival, Bukarest

Oktober 2015:

11.10.2015 Richard Wagner: Siegfried in Götterdämmerung
Staatstheater Nürnberg
18.10.2015 Richard Wagner: Siegfried in Götterdämmerung
Staatstheater Nürnberg
25.10.2015 Richard Wagner: Siegfried in Götterdämmerung
Staatstheater Nürnberg

November 2015:

01.11.2015 Richard Wagner: Siegfried in Götterdämmerung
Staatstheater Nürnberg
11.11.2015 Richard Wagner: Tirstan in Tristan und Isolde
Teatro Communale Luciano Pavarotti, Modena
15.11.2015 Richard Wagner: Tristan in Tristan und Isolde
Teatro Communale Luciano Pavarotti, Modena
29.11.2015 Richard Wagner: Siegfried in Götterdämmerung
Staatstheater Nürnberg

Dezember 2015:

13.12.2015 Richard Wagner: Siegfried in Götterdämmerung
Staatstheater Nürnberg
20.12.2015 Richard Wagner: Siegfried in Götterdämmerung
Staatstheater Nürnberg
27.12.2015 Richard Wagner: Siegfreid in Götterdämmerung
Staatstheater Nürnberg

Januar 2016:

24.01.2016 Richard Wagner: Siegfried in Götterdämmerung
Staatstheater Nürnberg
31.01.2016 Giuseppe Verdi: Raffaelo in Stiffelio
Oper Frankfurt

Februar 2016:

04.02.2016 Giuseppe Verdi: Raffaelo in Stiffelio
Oper Frankfurt
07.02.2016 Giuseppe Verdi: Raffaelo in Stiffelio
Oper Frankfurt
14.02.2016 Giuseppe Verdi: Raffaelo in Stiffelio
Oper Frankfurt
25.02.2016 Giuseppe Verdi: Raffaelo in Stiffelio
Oper Frankfurt
28.02.2016 Giuseppe Verdi: Raffaelo in Stiffelio
Oper Frankfurt

März 2016:

03.03.2016 Giuseppe Verdi: Raffaelo in Stiffelio
Oper Frankfurt
05.03.2016 Giuseppe Verdi: Raffaelo in Stiffelio
Oper Frankfurt
12.03.2016 Giuseppe Verdi: Raffaelo in Stiffelio
Oper Frankfurt
13.03.2016 Giacomo Puccini: Luigi in Il Tabarro
Oper Frankfurt
20.03.2016 Giacomo Puccini: Luigi in Il Tabarro
Oper Frankfurt
25.03.2016 Giacomo Puccini: Luigi in Il Tabarro
Oper Frankfurt
28.03.2016 Giacomo Puccini: Luigi in Il Tabarro
Oper Frankfurt
31.03.2016 Giacomo Puccini: Luigi in Il Tabarro
Oper Frankfurt

April 2016:

02.04.2016 Richard Wagner Erik in Der fliegende Holländer
Oper Frankfurt
03.04.2016 Giacomo Puccini Luigi in Il Tabarro
Oper Frankfurt
08.04.2016 RIchard Wagner Erik in Der fliegende Holländer
Oper Frankfurt
09.04.2016 Giacomo Puccini Luigi in Il Tabarro
Oper Frankfurt
16.04.2016 Richard Wagner Erik in Der fliegende Holländer
Oper Frankfurt
23.04.2016 Richard Wagner Erik in Der fliegende Holländer
Oper Frankfurt

Mai 2016:

08.05.2016 Richard Wagner Siegmund in Die Walküre
Oper Frankfurt

Juni 2016:

26.06.2016 Alban Berg Tambourinmajor in Wozzek
Oper Frankfurt
30.06.2016 Alban Berg Tambourinmajor in Wozzek
Oper Frankfurt

Juli 2016:

02.07.2016 Alban Berg Tambourinmajor in Wozzek
Oper Frankfurt
06.07.2016 Alban Berg Tambourinmajor in Wozzek
Oper Frankfurt
09.07.2016 Alban Berg Tambourinmajor in Wozzek
Oper Frankfurt
10.07.2016 Richard Wagner Siegmund in Die Walküre
Oper Frankfurt
13.07.2016 Alban Berg Tambourinmajor in Wozzek
Oper Frankfurt

Herbsteinspringer

… da stehe ich friedlich in der Wohnung und übe schweres Zeug …. ähh … ok ich war in der Küche und hab eine Würschtelpfanne gebraten,

 

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aber ich war friedlich zuhause, als das Telefon klingelt und die ZAV Berlin ist dran. Dies ist die Bühnenvermittlung der Agentur für Arbeit. Ja, man möchte es nicht glauben, aber es gibt eine staatliche Künstleragentur … und nicht nur eine, in allen grossen Deutschen Kulturstädten … man merkt nur recht selten was von ihnen … und ich hatte überhaupt noch nie das Vergnügen. Umso erstaunlicher, dass die Dame am anderen Ende des Telefon einen Job im Ausland vermitteln wollte. Normalerweise macht die ZAV keine Auslandsvermittlungen, aber das Opernhaus Ostrava (das ist in der Tschechischen Republik) hatte verzweifelt angerufen, da die einen Offizier im Cardillac suchen. Der Offizier ist eine sauschwere, relativ selten besetzte Rolle … deswegen dieser ungewöhnliche Weg. Näheres zum Cardillac gibt’s im Blogeintrag vom 24.04.2011. Ich zeige mich also einspringbereit und wenige Augenblicke später klingelt das Telefon und das Opernhaus ist selber d’ran. Die einzige Schwierigkeit in der ganzen Aktion besteht darin, dass der Einspringer am nächsten Tag sein soll (Donnerstag) ich aber am Freitag Abend eine Vorstellung Fliegender Holländer in Schwerin habe. Dann wollte ich noch nach Berlin, Unterricht nehmen und am Samstag Abend Don Carlos an der Deutschen Oper anschaun. Man erklärt sich also bereit, mich am Abend noch über Wien nach Ostrava zu fliegen und dann am Freitagmorgen um sechs mich mit dem Auto von Ostrava nach Schwerin zu fahren. Ich lasse mich auf die ganze Geschichte ein, hab gerade mal zwanzig Minuten zum packen (was eine echte logistische Herausforderung war, da ja die ganzen o.g. Einzelveranstaltungen miteingerechnet werden mussten), rase zum Flughafen und fliege reibungslos und pünktlich nach Wien.

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Hier wird umgestiegen in Propellermaschinen, die doch scheinbar schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben. Ein Flug durch die pechschwarze Nacht, in absolut ohrenbetäubendem Lärm endet mit einer Landung in pechschwarzer Nacht auf einem riesigen, offensichtlich ehemaligen Militärflughafen.

Der Fahrer kommt ein bisschen zu spät, sein Auto verfügt nicht über Sicherheitsgurte und los geht’s auf eine Fahrt durch die pechschwarze Nacht – immerhin fast eine ganze Stunde lang. Angekommen wird in einem etwas überdimensionierten Hotel, von dem nicht ganz klar ist, ob das Jugendstil – oder Ostblockarchitektur ist. Man hat mir eine kuschelige Suite von 120qm reserviert, nicht gerade ideal für eine leichte Einsamkeitsattacke. Die ist aber schnell überkommen, denn die DVD von der Produktion liegt bereit und ich verbringe die späten Nachtstunden mit dem Studium dessen, was da inszeniert ist … scheint machbar …

Am nächten Morgen um zehn klingelt das Telefon und die freundliche Frau des künstlerischen Betriebsbüros ist wieder d’ran, um mir mitzuteilen, dass die Umbesetzungsprobe um zwei Uhr nachmittags ist und um vier noch eine Ensembleprobe. Im Haus empfängt mich dann ersteinmal das Kostüm … bis auf die Stiefel passt alles wunderbar und man setzt mir schonmal die Perrücke auf den Kopf, was mir einen Vorgeschmack auf meinen abendlichen Schweissverbrauch gibt.

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Umbesetzungsproben mit dem Intendanten, der auch der Regisseur des Stücks ist, gehen reibungslos, die Kollegen machen einen sehr netten Eindruck, auch wenn nur bedingt Verständigung herrscht. Musikalisch besteht auch soweit Zufriedenheit, dass die Ensembleprobe von vier auf fünf verlegt und auf ein Minimum beschränkt werden kann.
Vorstellungsbeginn ist hier schon um 18:30 und nach Maske und angezogenem Kostüm stellt sich die Nervösität ein, die sich aber in Grenzen hält.

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Der erste Auftritt geht ganz ordentlich, bis darauf, dass ein tiefer Luftholer dazu geführt hat, den Frontreissverschluss zu sprengen. Das war zwar für das Publikum nicht sehr ersichtlich, aber das Ding repariert zu bekommen hat sich in der kurzen Zeit bis zum nächsten Auftritt als echt schwierig herausgestellt. Kein Mensch auf meiner Bühnenseite hat ein Wort Deutsch oder Englisch gesprochen und ich konnte irgendwie auch erstmal niemanden klarmachen, was mein Problem war. Endlich nahmen sich meiner zwei Bühnentechniker an, die mit einer Zange dann das Problem lösen konnten.

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Der Rest des Abends war – wie diese Oper immer – sehr anstrengend, aber durchaus erfolgreich. Auch die Theaterleitung schien glücklich und man bezahlte mich nach der Vorstellung in bar, was auch mal ein schönes Gefühl war.

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In der ungemütlichen Hotelhalle Bier zu trinken war leider weniger attraktiv, weswegen ich dann doch schon relativ früh im Bett war und deswegen auch mehr als rechtzeitig wach für meine sechs Uhr Abfahrt. Los ging’s durch die vernebelte Schlesische Landschaft ersteinmal Richtung Polen … an Auschwitz vorbei – was einem durch den übertrieben wirkenden Radiojingle von Radio Auschwitz etwas makaber in’s Bewusstsein gedrückt wurde – und dann in Polen Richtung Norden, dann Westen.

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An der Polnisch – Deutschen Schengengrenze dann eine halbe Stunde Polizeikontrollenschickane, aber unerwartet früh bin ich dann um eins schon in Schwerin im Hotel.

Hier noch geruht, eine ordentliche Vorstellung Holländer gesungen und nach der Vorstellung noch nach Berlin gefahren. Am Samstag dann eine Stunde mit meiner Lehrererin und am Abend eine etwas entäuschende Vorstellung von Don Carlos an der Deutschen Oper gesehen. Am Sonntag dann noch ‘ne Stunde und lediglich das light weight des zweiten Aktes Tristan durchgesungen. Mit dem Flieger zurück nach München und ausruhen ……

Drei Wochen hin und her

Das Ergebnis der Bekleidungsplanung der folgenden Wochen war, dass ich um’s Bügeln von 21 Hemden nicht herumkommen würde. Es sollte sich aber noch herausstellen, dass diese Planung grenzwertig genial war. Die Erfahrung des Marathonbügelns war nur so mittelerfrischend.
Also, am Dienstag ging’s mit dem Auto nach Schwerin. Drei Tage Proben für die konzertangte Aufführung des ersten Akt der Walküre. Dann am Freitag das Konzert. Wie oft hört man in Schwerin den ersten Akt der Walküre ? Scheinbar zu oft, denn das Haus war nur halbvoll … die, die da waren mochten’s aber sehr und das ist dann doch befriedigend genug.

Am nächsten Morgen in aller Früh nach Berlin zum Flughafen Schönefeld gefahren, den Mietwagen abgegeben und zur Fun Zeit nach Dublin losgeflogen. Von Samstag bis Donnerstag bin ich dann durch die lustige Stadt getaumelt, immer wieder unterbrochen, oder besser angefüllt von phantastischen Theateraufführungen und einem hochinteressanten und inspirierenden Workshop über Körperlichkeit in der Darstellung.

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Ein schlechtes Stück war dabei, aber wenn nichts Schlechtes dabei ist, kann ja das Gute nicht erkannt werden. Das Ulster Bank Theatre Festival kann ich nicht dringlicher all denjenigen an’s Herz legen, die theaterbegeistert sind und dabei die schon fast theatralische Atmosphäre in dieser Stadt atmen möchten. Am letzten Tag vor dem Abflug dann noch ein kleiner Ausflug an die Küste vor Dublin und ein fast schon kitschiges Naturerlebnis zum Abschied mitgenommen.

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Nach Berlin zurückgeflogen und am nächsten Tag nach Schwerin zur Holländeraufführung gefahren …

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in der Nacht noch zurück nach Berlin und am nächsten Tag früh nach Nürnberg zur Premiere der Meistersinger von Nürnberg. Diese Erfahrung empfand ich schon im Vorfeld als ausgesprochen aufregend, weil ich ab der nächsten Spielzeit fest in’s Ensemble dieses Hauses eintreten werde. Da ich das Haus noch überhaupt nicht kenne, auch kaum jemanden aus dem Ensemble, ist diese “Heirat” mit einer unbekannten Braut doch eine spannende Situation. Aber, die Erfahrung der ausgezeichneten Aufführung und die freundschaftliche und lustige Aufnahme der Kollegen bei der Premierenfeier nachher, hat meine Zweifel ersteinmal komplett ausgeräumt. Jetzt kann ich mich entspannt freuen auf mehrere Jahre einer unglaublich spannenden Zusammenarbeit, die mit den Proben zu Tristan und Isolde im Juli beginnt. Premiere wird hier am 21.10.2012 sein. Fangen wir halt gleich mit der schwersten Rolle, die es gibt an ….

Am nächsten Tag endlich wieder nach hause und alle 21 gebügelten und getragenen Hemden wieder gewaschen.

Jetzt geht’s langsam richtig los …

… wo war ich stehengeblieben ? Himmel schon so viel Zeit vergangen.

Also, zu guter letzt waren die Konzerte in Hannover ein grosser Erfolg gewesen, denn das Publikum freut sich sehr auf die kommende Saison. Auch das Auswendigsingen frisch erlernter Zeilen hat nicht den befürchteten Unsicherheitszitterer mit sich gebracht.

Wieder heil zurück in München, begann eine Zeit gewisser Ruhe, angefüllt von fleissigem Tristanstudium, aber auch von gewisser meditativer Entspannung, denn mir war aufgefallen, dass ich nach dem Urlaub zwar körperlich fabelhaft erholt war, mir aber im Kopf noch die letzte Spielzeit und ihre Rollen durch den Kopf geisterten. Eine schöne Bergtour, oder zwei aber auch – klar, ein paar ordentliche Wies’nbesuche durften in den letzten zwei Wochen auch nicht fehlen, unter anderem hat der frühe Vogel am ersten Tag den Wurm in Form eines Traumtisches im Biergarten der Fischervroni gefangen.

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Je näher der ordentliche Beginn meiner neuen Spielzeit rückte – nämlich Wiederaufnahmeproben und die erste Vorstellung des fliegenden Holländers in Schwerin – umso mehr stellte ich fest, dass ich mich wieder erheblich besser konzentrieren – und meine Gedanken wieder ausschliesslich auf die zukünftigen Aufgaben richten konnte. Auf ging’s in den Nordosten !

Der fliegende Holländer von Richard Wagner geht so: Ein Geist, in Form eines Schiffes und seiner Besatzung darf nur alles sieben Jahre an Land gelangen. Während dieses Landgangs kann der Kapitän um Erlösung von der Geisterei zu erlangen versuchen, eine Frau zu finden, die ihm bis in den Tod treu ist. Bisher war der aber komplett erfolglos geblieben. Das Schiff des Kapitäns Dahland landet ausgerechnet da an, wo kurz nachher der Holländer diesmal Anker wirft. Dahland trifft auf den Kapitän des Holländers, und – nachdem er verstanden hat, dass der Geisterkapitän unglaublich reich ist – verschachtert kurz entschlossen seine Tochter an den. Sie fahren gemeinsam in den Heimathafen von Dahland. Dort wartet schon das hübsche Töchterchen. Die liebt aber den Holländer tatsächlich schon seit jeher, verzaubert von seiner Legende und seinem Bild, das aus irgendeinem seltsamen Grund bei Dahlands zuhause an der Wand hängt. Ihr Problem ist, dass sie vom rührend um sie besorgten Jäger (kein Seemann !) Erik (Tenor … ich) glühend begehrt und umworben wird, der der ganzen Geisterstory nix abgewinnen kann. Er macht ihr deswegen auch ständig Vorwürfe und zeigt, dass er keine Ahnung von Frauen hat. Er ist sogar doof genug, der Senta zu erzählen, dass er geträumt hat, dass sie mit dem Holländer abhauhen wird, was den genau gegenteiligen Effekt hat, den er beabsichtigt … sie freut sich auf’s Abhauhen schon tierisch. Als der Vater und der Holländer dann ankommen, ist die Sache so gut wie geritzt, nur noch mit der kleinen Komplikation zum Schluss, dass Erik behauptet, Senta habe ihm durch schlüssiges Verhalten ewige Treue versprochen, was der Holländer schon für bare Münze nimmt und enttäuscht von dannen ziehen will. Senta ist aber anderer Meinung und wirft sich zum Beweis von der Klippe – Treue bis in den Tod … das Stück endet mit einem Erlösungsmotiv, also kann man von einer glücklichen – wenn auch unchristlichen – Vereinigung im Jenseits ausgehen.

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Ich singe gerne in Ostdeutschland. An den Theatern scheint einfach das Quäntchen mehr Disziplin zu herrschen, das den Job zum Spass macht. Diese Produktion ist eine Wiederaufnahme, die ich schon zweimal als Einspringer gesungen habe. Wieder waren die Proben von Anfang bis Ende gut durchorganisiert, von angenehmer Stimmung, effizient und auf Problemlösungen ausgerichtet. So passt’s und so war’s dann auch eine schöne, wenn auch anstrengende Vorstellung, leider mal wieder vor viel zu kleinem Publikum. Warum die Schweriner die Opernperle, die da in ihrer Stadt liegt so wenig schätzen ist mir ein Rätsel.

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Dann hatte ich mir noch eine kleine Höllentour überlegt – bin nämlich am Sonntag noch mit dem Auto zurück nach München gefahren – habe umgepackt, am Montag auf’d Wies’n gegeangen und am Dienstag wieder mit dem Auto zurück nach Schwerin gefahren. Denn hier wird am Freitag eine konzertante Wagnergala aufgeführt, in der ich den 1. Akt der Walküre singen werde. Dann am nächsten Morgen in aller Früh nach Berlin – Flug nach Dublin in Irland – Yay ! Eine Woche lang werde ich auf dem Ulster Bank Theater Festival die angelsächsische und Irische Schauspielkunst bewundern – alles Teil meines wachsenden Interesses in die Schauspielerei. Dann am Donnerstag zurück nach Berlin, am Freitag nach Schwerin, zweite Vorstellung Holländer, am nächsten Morgen in aller Früh nach Nürnberg und die Meistersingerpremiere meines zukünftigen Festhauses anschaun … und dann zurück nach München. Aber das wird Spass und der Bericht darüber der nächste Blogeintrag ….

Vincent Wolfsteiner Spielzeit 2011/2012

03.09.2011   Stiftungskonzert, Staatsoper, Hannover, Solist

04.09.2011   Eröffnungskonzert, Staatsoper Hannover, Solist

01.10.2011   Der fliegende Holländer, Staatstheater Schwerin, Erik

07.10.2011   Wagnerkonzert, Akt I Walküre, Staatstheater Schwerin, Siegmund

14.10.2011   Der fliegende Holländer, Staatstheater Schwerin, Erik

28.10.2011   Der fliegende Holländer, Staatstheater Schwerin, Erik

06.11.2011   Der fliegende Holländer, Staatstheater Schwerin, Erik

24.11.2011   Der fliegende Holländer, Staatstheater Schwerin, Erik

18.12.2011   Der fliegende Holländer, Staatstheater Schwerin, Erik

29.01.2012   Der Freischütz, Komische Oper Berlin, Max

04.02.2012   Der Freischütz, Komische Oper Berlin, Max

07.02.2012   Der Freischütz, Komische Oper Berlin, Max

04.03.2012   Der Freischütz, Komische Oper Berlin, Max

09.03.2012   Der Freischütz, Komische Oper Berlin, Max

24.03.2012   Jenufa, Landestheater Innsbruck, Laca

30.03.2012   Jenufa, Landestheater Innsbruck, Laca

04.04.2012   Der Freischütz, Komische Oper Berlin, Max

12.04.2012   Jenufa, Landestheater Innsbruck, Laca

27.04.2012   Jenufa, Landestheater Innsbruck, Laca

04.05.2012   Jenufa, Landestheater Innsbruck, Laca

12.05.2012   Die Walküre, Staatsoper Hannover, Siegmund

20.05.2012   Jenufa, Landestheater Innsbruck, Laca

28.05.2012   Die Walküre, Staatsoper Hannover, Siegmund

02.06.2012  Il Tabarro, Staatsoper Hannover, Luigi

03.06.2012   Jenufa, Landestheater Innsbruck, Laca

05.06.2012   Il Tabarro, Staatsoper Hannover, Luigi

07.06.2012   Il Tabarro, Staatsoper Hannover, Luigi

10.06.2012   Il Tabarro, Staatsoper Hannover, Luigi

16.06.2012   Il Tabarro, Staatsoper Hannover, Luigi

17.06.2012   Die Walküre, Staatsoper Hannover, Siegmund

21.06.2012   Jenufa, Landestheater Innsbruck, Laca

04.07.2012   Jenufa, Landestheater Innsbruck, Laca

06.07.2012   Der Freischütz, Komische Oper Berlin, Max

Die neue Spielzeit …

… hat begonnen.

Und weiter geht’s mit dem Blog über das Leben des Opernsängers.

Nach einem emotional geladenen und äußerst befriedigendem Spielzeitfinale 2010/2011 folgte eine erholsame und eindrucksreiche Ferienzeit, die privat ist und ihren Weg nicht in den Blog finden wird … nur soviel sei gesagt: die Beine sind gut braun !

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… sogar während des Urlaubs schon auf das Eröffnungskonzert in Hannover vorbereitet, bzw. eigentlich war es Rollenvorbereitung, denn die Ausschnitte aus der Oper “Il Tabarro” für’s Konzert werde ich dort im Juni in der ganzen Rolle kompletieren.

Nach einem lustigen Wochenende in Hamburg, das ich in die Reise (mal wieder im Mietwagen) mit eingebaut hatte, ging’s am Montag Abend des 29.09. hierher um am nächsten Tag die erste Probe zu beginnen.

O.o. ein kleines Missverständnis, das sogar auf meinem Mist gewachsen sein mag, hatte leider dazu geführt, daß ich die falsche Stelle gelernt hatte – was an sich nicht schlimm ist, da ich ja eh die ganze Rolle lernen muß – aber natürlich hatte ich das, was verlangt war noch nicht d’rauf …

Also, mit vollem Enthusiasmus gestern und heute Früh auf den Hosenboden gesetzt und die Zeilen gebüffelt. Heute dann die erste Probe mit der neuen Generalmusikdirektorin von Hannover Karen Kamansek und sie war glücklich !

Nach erfolgreicher Schadensbegrenzung heißt es jetzt also noch solide Auswendiglernen und dann werden’s feine Konzerte am Samstag und am Sonntag… mit Deborah Voight als Stargast am Samstag, nebenbei … jaja !

So, der erste Post war kurz, praktisch zum Warmschreiben … als nächstes kommt erstmal mein Vorstellungsplan für die ganze Spielzeit … damit, wer mich hören will weiß wo ich wann singe …

Was waren das für tolle Wochen ?

Ich blicke auf die letzten fünf Wochen meines beruflichen Lebens zurück und empfinde sie als mit die beste Zeit, seit ich zu singen begonnen habe.

In Heidenheim und in Hannover haben die Kollegen und ich einige künstlerische Momente erzeugt und erleben dürfen, die das normale Maß an Intensität einfach überschritten haben. Kann ich das eigentlich von meiner Perspektive aus beurteilen ? Naja, dann will ich mal erzählen.

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Wie erwartet war die Wiederaufnahmenprobezeit in Hannover nicht gerade einfach. Sie schloß sich dem Probenabschluß in Heidenheim an, der es schon in sich hatte. Hermann Schneider wollte die Oper unbedingt noch durchinszenieren und die Heidenheimer wollten uns am Samstag, den 11. Juni vormittags um 10:00 noch in der Orgelmusik zum Markttag hören. Also … Konzert um 10:00, dann Probe um 11:00 bis 14:30 … dann ab in’s Auto und nach München gefahren. Geburtstag des besten Freundes bis in die Puppen gefeiert, ab in’s Auto, nach Hannover gefahren und um 16:00 Uhr unglaubliche … unglaubliche Premiere der Götterdämmerung angschaut. Bravo über Bravo an die Kollegen und Barrie Kosky – ich fand’s toll ! Auf der Premierenfeier einigermaßen brav geblieben und am nächsten (Pfingstmon)tag einen wunderschönen Kollegenausflug gemacht mit anschließendem Dinner und einem tollen Wein.

Der Dienstag gestaltete sich noch etwas langsam in Bezug auf die Proben, aber am Mittwoch ging’s richtig los und am Freitag war’s auch schon wieder vorbei. Über’s Wochenende dann die Mutter in Hamburg besucht und am Montag in zwei Bühenendproben durch’s Stück gebrettert. Dienstag brav geruht und Mittwoch vor leider viel zu wenig Publikum eine ordentliche bis gute Vorstellung abgeliefert. Daß technisch alles gut lief,

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empfinde ich bis heute als Wunder. Dann nach der Vorstellung noch in der Nacht nach Heidenheim gefahren, das bei meiner Ankunft gegen drei Uhr morgens nur als sturmverwüstet – mit vielen umgefallenen Bäumen auf dem Hügel – bezeichnet werden kann.

Pünktlich um 14:00 Uhr mit Proben begonnen und bis zur Abfahrt zur Sonntagsvorstellung Walküre am Samstag brav, intensiv und anstrengend geprobt. Also wieder zurück nach Hannover und am Sonntag unvermutet in eine Sondersituation geschlittert.

Im ersten Akt Walküre ist so eine künstlerische Gesamtatmosphäre entstanden, wie sie einem in diesem Beruf zwar manchmal widerfährt – aber selten und immer unerwartet. Aus meiner Perspektive war das so: ich habe während des Aktes immer wieder bemerkt, daß Kelly (God – die Sieglinde) unheimlich gut gesungen hat – ansonsten kann ich mich wirklich an nichts genau erinnern. Der erste Akt Walküre endet mit einem deutlichen musikalischen Schlag, nach dem normalerweise der Applaus losbricht und bei uns die Hektik ausbricht, da wir uns für den Pausenvorhang säubern und aufstellen müssen. Diesmal blieb es nach dem letzten Schlag totenstill…… erst nach einigen Sekunden (gefühlte Ewigkeit) brach er los und wir hatten gar keine Zeit uns d’rüber zu wundern, wegen angesprochener Hektik. Dann gehen wir drei, Kelly,  Albert Pesendorfer – der großartige Hunding –  und ich vor den Vorhang und werden mit einem Donnergetöse empfangen. Ich habe noch nie solchen Applaus bekommen und das – man muß schon sagen – begeisterte Geschrei des Publikums hat uns die Tränen in die Augen getrieben. Wir sind ewig draußen gestanden – was für ein unglaubliches Gefühl. Die ganze Vorstellung war toll und der Abend danach mit lieben Freunden vom Theater Oldenburg, meiner Mutter, meiner Schwester und Kollegen aus Hannover und Lübeck ewig zusammengesessen … alles natürlich ein bischen auf dem Vorstellungshigh, weswegen ich auch a bisserl viel getrunken haben mag.

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Am nächsten Morgen mit dem seltsamsten Gefühl erwacht, ab in’s Auto und zurück nach Heidenheim, wo ja die Bühnenorchesterprobe auf mich wartete.

Die auch noch ganz ordentlich absolviert, aber ich hab’ schon gemerkt, daß was nicht normal ist. Die nächsen eineinhalb Tage bin ich dann wie in einer Trance gewandelt, ich glaube ich war am Rande der totalen Erschöpfung.

Dann ging’s aber wieder – war ja auch Zeit, denn es war Zeit für die Endproben. Die Woche über noch ein bischen an den Details getüftelt, am Wochenende war meine liebe Ehefrau da und dann am Sonntag hinein in die Klavierhauptprobe. Diese Probe ist im Musiktheater das, was sich beim Schauspiel anschaulicher AmA nennt … Alles mit Allem. Zum erstenmal also mit Kostüm, Licht und Maske und dies ist für gewöhnlich die längste und anstrengenste Probe einer Produktion. Warum sollte dies diesmal auch anders sein ? Wir waren alle schön müde, aber Montag war frei. Mußte er auch sein, denn Dienstag waren noch zwei Bühnenorchesterproben am Mittwoch Hauptprobe Orchester und am Donnerstag Generalprobe. Freitag dann Premiere … alles barfuß.

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Die gelang sehr gut, vor allem angesichts unserer Müdigkeit, die Atmosphäre war bezaubernd, auch wenn ich zugeben muß, daß die wetterbedingte Unterbrechung für mich ein bischen envervierend waren. Danach eine schöne Premierenfeier, trotz offiziellem Teil schön locker und freundlich, weswegen der nächste Tag mit Schwager, Nichte und Ehefrau sich auch entspannt und erfolgreich anfühlte.

Das mußte er auch, am Sonntag war ja schon wieder die zweite Vorstellung … prompt drinnen im Ausweichspielort, denn das Wetter ließ uns jetzt entgültig im Stich. Das war härter als vermutet und am Montag habe ich – nicht ohne beträchtliche Freude – das Auto beladen und bin zurück nachhause gefahren. Wir haben am Sonntag noch eine tolle Kritik für die Premiere in der Lokalzeitung bekommen – wart’ ma mal bis September, bis die Opernzeitschriften sich über uns auslassen werden.

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Jetzt gilt halt nur noch der seltsame Rhytmus des wochenendlichen Hin- und herpendelns zwischen München und Heidenheim für die Vorstellungen. Die nächsten Zwei Wochen werden in dieser Hinsicht noch wüscht, mit einer morgigen Fahrt nach Bayreuth zur Lehrerin und zur Generalprobe des Tannhäuser dort, dann Vorstellungen am Freitag und Samstag, besucht von der Mutter, zurück nach München, Geschenke kaufen und Geburtstagstorte für meine Frau backen, zurück nach Heidenheim, Vorstellung am Freitag, offizieller Derenierenfeier danach … bei der wir brav sein müssen, denn die richtige Derniere ist natürlich erst Samstag, zu der die Frau, die besten Freunde und eine liebe Kollegin kommen und hoffentlich wird nachher noch lustig gefeiert…. Saisonendbericht kommt dann nach Spielzeitende, Montag den 1. August … bis dann, meine Lieben !

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So, die ersten zwei Wochen in Heidenheim sind fast rum und wir sind fast durch’s Stück durch !

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Wie schon vom ersten Kennenlernen zu erwarten war, sind die Kollegen hier einfach reizend, die musikalishe Arbeit ist spannend und aufregend und die Inszenierung meiner Meinung nach hervorragend. Hermann Schneider ist so einer der Regiesseure, die mit einem klaren Bild von dem was sie wollen in die Probe kommen, nur um dann sich spontan entwickelnde Abweichungen – oder Unterstreichungen – des ursprünglichen Konzepts nicht nur zu akzeptieren, sondern zu umarmen.

Inzwischen ist noch Martine Reyners – die Leonore – zu uns gestoßen und man kann dieses Zauberwesen nur bewundern.

Nicht nur, daß sie die unglaublich anstrengende Arbeit an der Leonore körperlich und stimmlich meistert, sie fährt auch mal einfach ein Wochenende nach Belgien zurück um drei Vorstellungen Manon Lescaut zu singen. Gestern Abend hat sie dann noch – unter schwersten Bedingungen (prolige Leute) – Helden am Herd hier absolviert, und das mit einer Souveränität und einem Charme, der Seinesgleichen sucht.

Aber auch alle anderen lieben Kollegen seien hier namentlich erwähnt, da dies ein Supercast ist: Die entzückende und morgenkaffeeteilende Antonia Bourvé als Marzelline, der die stimmlich und physisch schwierigsten Felsen leicht erklimmende Christoph Wittmann, der komplimentärste aller Kollegen und dämonische Pizzaro in der Person von Johannes von Duisburg und der Rocco von Marek Gastecki, dessen frappierende Ähnlichkeit mit Jack Nicholson dem Rocco eine ganz neue Note gibt. Da wir noch nicht am Ende angekommen sind habe ich die Minister und die Gefangenen noch nicht erwähnt, kommt noch !

Die Proben laufen unter dem makellosen Klavierspiel von Karina Sabac und dem eifrigen Dirigat von Gerd Müller-Lorenz flüssig durch, was beim Beethoven nicht immer der Fall ist.  Organisatorisch läuft’s wegen Georg Simonsky und Maik Wendrich auch reibungslos, die nimmermüde Ingeborg Buchstor sorgt für’s leibliche Wohl.

Da ich hier gerade am “Credits” geben bin, sollte auch die unermüdliche Arbet vom Festspielbetriebsleiter – Oliver von Fürich – unglaublich gelobt werden. Diese ganze liebevolle Behandlung der Künstler hier, und das damit verbundene Gefühl von großartiger Entfaltungsmöglichkeit liegt in seiner Fanatie für die Festspiele einerseits, andrerseits in seiner Menschenfreundlichkeit begründet. Wenn dieser Fidelio ein großer Erfolg wird und davon bin ich überzeugt dann ist sein Teil daran riesengroß.Marcus Bosch ist ein Zauberer – menschlich wie musikalisch.

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Inzwischen hat auch meine Stimme wieder in meinen Hals gefunden und die Proben machen wieder Spaß.

Auch der Sport ist wieder Teil meines Lebens, das ist ja nun auch dringend notwendig, da die physische Belastung, die in den nächsten Wochen auf mich zukommt mal wieder getrost als Monstertour bezeichnet werden kann. Bis zum Samstag wollen wir mit dem Stück durchsein, dann pack ich meine Koffer und fahre zum Geburtstag meines besten Freundes nach München, nur um dann am Sonntag Morgen nach Hannover zur Götterdämmerungspremiere zu fahren (an dieser Stelle den Kollegen schonmal ein herzliches TOI TOI TOI !). Dann beginnen die Wiederaufnahmeproben zu Walküre … bis zum Mittwoch, den 22… da ist die erste Vorstellung. Am Morgen danach dann in’s Auto und nach Heidenheim gefetzt – dort dann Probe Donnerstag Abend, den ganzen Freitag und Samstag morgen … wieder ab in’s Auto, nach Hannover zurückgefahren und am Sonntag die zweite Walküre gesungen. Dann am nächsten Morgen wieder in’s Auto und nach Nürnberg zur Bühnenorchesterprobe … hoffentlich wird das nicht so anstrengend wie es klingt ….

Geht wieder und weiter geht’s

Zuhause im Keller sitzen drei große Plastikkisten. In denen befindet sich mein Hausstand, wenn ich mich zu diesen langen Probenphasen begebe. Der Inhalt gibt mir so eine gewisse Häuslichkeit während ich “on the road” lebe … z.B. ordentliches Kochgeschirr, eine kleine Saeco Espressomaschine, gemütliches Bettzeug, die DVDs der Löwengrube usw.

 

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Also am Mittwoch letzter Woche zu Sixt um den bestellten Kombi zu holen – war natürlich keiner da … mußte ein Tantrum werfen und habe einen (sehr billigen) Touran bekommen. Karre beladen (das dauert) und nach Gera gefahren um – mit immer noch sehr wackeliger Stimme – meine letzte Ariadne – und meine letzte Vorstellung dort für längere Zeit zu singen. War ein wunderschönes Licht auf der Fahrt.

 

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Vorstellung ging so mit Ach und Krach … ich war aber ganz zufrieden eingedenk der Tatsache, daß ich drei Wochen nicht mehr gesungen hatte. Liebe Freunde waren gekommen, um sich die Vorstellung anzusehen, mit denen ich dann doch noch bis um Eins zusammengehockt bin.

Am nächsten Morgen um fünf aufgestanden, in die Karre gehockt und ab nach Heidenheim ! Nach rasanter Fahrt den Schlüssel für’s Schwesternheim (Krankenschwestern – nicht heilige) abgeholt, wo ich untergebracht bin. Krankenhäuser haben doch immer sowas leicht morbides … aber das Zimmer ist ganz ok, mit hübschem Blick in die Zimmer der Psychatrie. Dann um 11 Künstlerempfang im Schloß – wo auch die Aufführungen openair sein werden – durch den Oberbürgermeister der Stadt Heidenheim. Alles sehr nett und freundlich, die ersten Kollegen kennengelernt und es stellt sich schon ein wenig Festspieleuphorie bei mir ein. Das Gefühl hatte ich ganz vergessen – traumhaft. Dann erste musikalische Proben – immer noch mit sehr wackeliger Stimme – aber in dem Augenblick wird mir klar, daß das hier eine tolle Produktion wird. Irre Sänger, phantastischer Enthusiasmus … hach !

Am Samstag dann die offizielle Eröffnung der Festspiele durch das Wanderer Trio zu dem wir eingeladen sind. Herrliches Konzert und sehr nettes Zusammenhocken nachher. Sonntag weitere musikalische Proben, aber die Stimme knickt ein und ich muß schon wieder pausieren … gut daß das nicht langsam nervt !

Montag Konzeptionsprobe .. Konzeptionsprobe is’, wenn sich der Regisseur versucht auszudrücken, was er vorhat. Beim Hermann Schneider ist das auch echt kein Problem, der stellt sich hin und erzählt ohne Steckenbleiber zwei Stunden das Stück aus seinem Blickwinkel, sodaß in meinem Kopf der Florestan schon als völlig neue Figur geboren wird – jetzt ist das Glück komplett – auch noch ein guter Regisseur … daß wird eine tolle Zeit hier….

Was war denn das für eine Woche ?

Habe also die Hotelzimmersitzerei schön brav weiterbetrieben, in der Hoffnung am Samstag Fidelio in Schweinfurt und am Sonntag Ariadne in Winterthur singen zu können.

So richtig, richtig besser wird diese komische Erkältung aber nicht. Liegt es jetzt daran, daß sich dieser Infekt anders als anfühlt, daß ich so lange nicht mehr krank war, oder ist es was anderes. Bin also am Freitag nochmal zum HNO – schon alleine um krankgeschrieben zu sein – und der sagt, daß alles ein bischen besser ist, aber noch nicht wirklich belastbar. Am Samstagmorgen wache ich auf und fühle mich viel besser …. juhu !, denke ich mir und probiere die Stimme … – ja, da isse wieder, völlig sauber und glatt … und jetzt ? … blutigen Anfängerfehler gemacht:

Beim Frühstück teile ich der Theaterleitung und dem Kollegen Sritheran, der bisher alle Vorstellungen Fidelio singen mußte, mit, daß ich den Samstag Abend singen werde. Der hatte angedeutet, daß er am Samstag abreisen möchte und bei mir regt sich nicht das Unbehagen in meinem Zustand ohne Cover dazustehen ! Beginne also das Ruheritual eines normalen Vorstellungstages und muß im Laufe des Nachmittags bemerken, daß die Stimme schlechter wird … und schlechter … und immer schlechter.

Die Winterthurer melden sich und wollen eine verbindliche Aussage, den nächsten Tag betreffend. Weiserweise beschließe ich abzusagen. Dritte Absage meines Lebens.

Das Angstgefühl steigt empor, wird aber von der eigenen Überzeugung unterdrückt, daß das nur normale Vorstellungsaufregung sei. Ab in’s Haus, Kostüm an, mich an den erfreuten Gesichtern der Kollegen aufgeheitert, und den ersten, kurzen Auftritt absolviert … die Vorstellung läuft … Wir kommen in die Nähe der Pause und das ist normalerweise der Zeitpunkt, an dem ich mich aufwärme …. und die Stimme ist weg … nicht nur’n bischen weg … völlig weg ! Ich also runter zur Regieassistentin und panischen Alarm gebrüllt … die sagt zu mir, daß der Kollege noch in Schweinfurt sei und sie versuche ihn zu erreichen … wir sind fünf Minuten vor meiner/seiner Maskenzeit für den 2. Akt !!! Sie erwischt ihn tatsächlich und er sagt tatsächlich zu… Gerettet … sowas. Vorstellung während der laufenden Vorstellung abgesagt … und das von mir, der ich in meiner gesamten Karriere nur ein einziges Mal abgesagt hatte.

Mir langt’s für diese Woche … In Schweinfurt noch ok geschlafen, nett mit den Kollegen gefrühstückt und ab nachhause in’s Bett … hier bleibe ich jetzt, bis ich wieder heile bin, blicke auf einen käftigen finanziellen Rückschlag und lecke meine übrigen Wunden.

Resume der ganzen Höllenwochengeschichte …. das mach’ ich nicht nochmal (wer’s glaubt wird selig …) !IMG_0287

Besichtigung der Bühne des Stadtheater Schweinfurt